Schiffsfonds

Schiffsbeteiligungen bieten Rendite mit Risiko

Schiffsfonds galten lange Zeit als Geheimtipp unter Anlegern, die steuerliche Freibeträge bei den Kapitalerträgen längst ausgeschöpft haben und ihre Steuerlast reduzieren möchten. Meist gibt es anfängliche Verluste, die das steuerpflichtige Einkommen und damit auch den Steuersatz reduzieren. Außerdem werden auf Antrag nicht die tatsächlichen Einkünfte, zum Beispiel die Charter-Einnahmen, besteuert, sondern die Tonnage, vereinfacht ausgedrückt also die Größe des Schiffes. Allerdings mussten in den letzten Jahren zahlreiche Schiffsfonds in die Insolvenz gehen, Anleger erleiden einem Totalverlust. Sind Schiffsfonds heute noch eine empfehlenswerte Anlageform?

Geschlossene Fonds für Experten

Schiffsbeteiligungen werden weit überwiegend in Form geschlossener Fonds angeboten. Die Fondsgesellschaft sammelt Kapital für den Kauf eines oder mehrerer Schiffe ein. Die Zeichnungsphase wird beendet, sobald der angestrebte Betrag erreicht ist, der Fonds wird geschlossen. Für eine Beteiligung gelten meist recht hohe Mindestsummen, zum Beispiel 5.000 oder 10.000 EUR. Für das regelmäßige Fondssparen sind geschlossene Fonds also generell nicht geeignet.

Der Kauf von Anteilen an einem Schiffsfonds ist eine unternehmerische Beteiligung. Trotz gesetzlicher Vorschriften geben die Fondsprospekte oft kein klares Bild von den Risiken. Der Laie kann nicht beurteilen, ob Tankschiffe gerade gefragt sind oder ob spezialisierte Kühlschiffe durch Containerfrachter mit Kühlcontainern verdrängt werden. Der drastische Verfall von Frachtraten, der viele Fonds in Schwierigkeiten brachte, mag für Experten absehbar gewesen sein, in den Prospekten gab es vermutlich keine Aussage dazu. Auch Währungsrisiken gefährden die Gewinnprognosen. In welcher Währung ist der Bau der Schiffe finanziert, in welcher Währung werden die Betriebskosten bezahlt? Selbst wenn der Ölpreis historisch niedrig ist, kann ein starker US-Dollar den Treibstoff deutlich verteuern. Nicht zuletzt ist die Kostenseite der Beteiligung zu beleuchten. Insbesondere die Vertriebskosten stehen in der Kritik. Kaum ein Bankberater wird verraten, wie hoch seine Provision ist, aber Experten haben für einzelne Fonds einen Vertriebskostensatz bis zu 15 % errechnet. Diese müssen erst einmal erwirtschaftet werden, bevor die Beteiligung in die Gewinnzone gelangt.

Alle diese Punkte beweisen, wie wichtig es ist, sich vorab gründlich zu informieren. Wer später Ansprüche wegen Beratungs oder Prospektfehlern geltend machen will, kann sich auf eine langwierige juristische Auseinandersetzung mit nicht unerheblichem Kostenrisiko einstellen. Ein vorzeitiger Verkauf der Beteiligung über den existierenden Zweitmarkt ist zwar möglich, bedeutet bei einem Schiffsfonds in Schieflage aber das Realisieren der entstandenen Verluste. Ist ein Fonds insolvent oder steht kurz vor der Pleite, kann es durchaus sein, dass man beim Verkauf nur noch 1 % der Zeichnungssumme erhält. Aus einer Beteiligung von 10.000 EUR werden also 100 EUR, Transaktionskosten noch nicht abgezogen.

Geeignet als spekulative Anlage für vermögende Kunden

Unternehmerische Beteiligungen in Form geschlossener Fonds sind geeignet für vermögende Kunden, die eine Risikostreuung über mehrere solcher Beteiligungen sicherstellen und die einen Totalverlust verkraften können, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Dies gilt nicht nur für Schiffsfonds, sondern auch für geschlossene Immobilienfonds, Holzfonds und ähnliche Kapitalanlagen. Denken Sie auch daran, dass Sie langfristig gebunden sind und ein vorzeitiger Verkauf verlustbehaftet sein kann. Gleichen Sie die Laufzeit des Fonds mit Ihrer persönlichen Lebensplanung ab. Eine Schiffsbeteiligung mit einer prospektierten Laufzeit von zehn oder mehr Jahren hat keinen Sinn, wenn Sie kurz vor dem Ruhestand sind und das Kapital dann benötigen.

Die Angaben in den Verkaufsunterlagen sollten Sie in jedem Fall kritisch prüfen, und wenn Sie selbst nicht vom Fach sind, sich auch von neutraler Seite beraten lassen. Eine wichtige unabhängige Informationsquelle neben allgemeinen Fondsvergleichen ist beispielsweise der Baltic Dry Index. Ihm kann man die Frachtraten differenziert nach Schiffstypen entnehmen. Im Internet lässt sich zudem recht leicht recherchieren, ob Schiffe einer bestimmten Klasse bereits beschäftigungslos im Hafen liegen und ob nach dem Ablauf von Chartergarantien mit einem Einbruch der Gewinne zu rechnen ist. Der Schiffsmarkt unterliegt Zyklen mit starken Ausschlägen. Interessante Angebote gibt es heute im Bereich von Flottenfonds mit mehreren Schiffen oder Nischenanbietern, zum Beispiel mit Schiffen, die Rotoren für Windkraftanlagen für einen festen Zeitraum in entlegene, auf dem Landweg nicht erreichbare Gegenden transportieren. Wer bereit ist, auf eine Markterholung zu setzen, Risiken einzugehen und von steuerlichen Vorteilen profitiert, kann mit einer Schiffsbeteiligung eine attraktive Rendite erzielen.

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